Licht und Vorschriften
Licht und Vorschriften
2011
Ösis gehören zu den Bergvölkern des Alpenlandes wie die Bajuvaren und Helvetier. Obwohl alle drei besser sich zusammengeschlossen hätten, um gegen den Rest der Welt anzutreten, haben sie des öfteren Kriege angezettelt, nicht so blutig, nicht so blutig ernst, aber ganz schön Aggression beladen gegen den anderen, munitioniert mit Häme. So hatte der Krieg zwischen Helvetien und Ösiland in den 1970er Jahren einen Höhepunkt erreicht, als man behauptete, die Ösis dürften ohne Pass um die ganze Welt reisen, weil Dummheit keine Grenzen kennt. Das war der allerschärfste helvetische Schuss gegen die Ösis seit dem berühmten Apfelschuss, höchstwahrscheinlich motiviert durch die Ereignisse der Geschichte, die auch zum Apfelschuss geführt hatten. Später konterten die Ösis mit der Behauptung, dass der berühmteste Ösi, der eine Grenze ohne Pass überschreiten wollte, Ötzi, nicht etwa dumm war wie Kommissbrot, sondern ein verkappter Helvetier. Niemand sonst würde sich bei einem Spaziergang von einem Gletscher überrollen lassen.
Heute habe ich etwas entdeckt, das den Krieg verschärfen könnte. Allerdings werden diesmal wohl die Ösis glänzend da stehen. Sie müssen nämlich Adleraugen haben, während man den Bajuvaren die Welt mit viel Licht vor die Augen führen muss. Diese, die Bajuvaren, sind vor langer Zeit in einen Bund eingetreten, in dem auch viele Nordgermanen lebten. Das Land frönte einem teuren Hobby, das da hieß, sämtliche Winkel von Arbeitsstätten mit Licht zu fluten. Man lacht zwar gerne über die Bewohner einer helvetischen Stadt, die das Licht in Säcken in ihr Rathaus getragen haben sollen. Dass die Helvetier und Ösis ebenso scharf zurück schießen könnten, kommt den Leuten nicht in den Sinn. Es half auch nicht, dass dem Germanenbund einige einst abhanden gekommene Provinzen wieder beitraten, wo man einen sparsamen Umgang mit Ressourcen hatte lernen müssen. Der Lichtteppich wurde nur Richtung Osten verlängert. Da er nicht nur die Arbeitstische belegt, sondern alle Bewegungsräume und der „gesundheitsgerechten Erledigung ihrer Sehaufgaben“ dienenden Lager- bzw. Ablageflächen, watet jeder Beschäftigte täglich durch den in 85 cm Höhe verlegten Lichtteppich.
Nun gibt es wohl einen Anlass, unser Verhältnis zu den Ösis zu überdenken. Wie in dem Beitrag vom 26.07. Selbstwachsende Flächen dargestellt, muss jeder Arbeitsraum von Flensburg bis kurz vor Salzburg mit dem besagten Lichtteppich versehen werden, und zwar so, dass nie und nimmer 500 lx unterschritten werden. Das liest sogar mancher Fachmann so, dass man auch bei Tage das Licht nicht abschalten dürfe, weil es die Vorschrift so wolle (Achtung: Keine Satire). Das was die Bajuvaren und ihre nordischen Volksgenossen so seitenlang haarklein festgelegt haben, und mit Broschüren in Buchdicke erklärt, passt bei den Ösis auf eine Seite auf dem Bildschirm, wovon drei Viertel aber leer sind. So heißt es zu „Beleuchtung von Arbeitsräumen“:
Arbeitsräume sind mit einer möglichst gleichmäßigen farbneutralen künstlichen Beleuchtung auszustatten.
Bei der Beleuchtung eines Arbeitsplatzes ist zu beachten, dass die
•Allgemeinbeleuchtung mindestens 100 Lux beträgt, und
•die Arbeitsplatzbeleuchtung entsprechend der Sehaufgabe angepasst wird.
Zu vermeiden sind:
• Blendung
• Flimmern
• große Helligkeitsunterschiede
Fertig!
Womit erwiesen wäre, dass die Ösis derart simple Geister sind, dass ihnen nicht mehr zu Beleuchtung einfällt. Oder? Oder, das Gegenteil ist wahr, wie man von Goethe lernt. Er hatte sich bei seinem Freund einst so entschuldigt: „Entschuldige die Länge des Briefes, ich hatte keine Zeit, mich kurz zu fassen.“
Wie dem auch sei. Dass die Ösis Adleraugen haben müssen, steht fest. Sie kommen mit einem Fünftel des Lichts aus, das die Germanen zur „gesundheitsgerechten Erledigung ihrer Sehaufgaben“ benötigen. Es sei denn, sie brauchen wirklich weniger Licht, weil sie viel weniger lesen müssen, um dasselbe zu verstehen. Felix Austria!
Ösis haben Adleraugen
23.11.11
Entschuldige die Länge des Briefes, ich hatte keine Zeit, mich kurz zu fassen.
J.W.v.G.
Muss ich jetzt etwa meine Blogbeiträge kürzen?
d. Blogg.